Im Moment läuft
bei uns einfach gar nichts richtig rund (RW).
Zum ersten
Mal seit ganz langer Zeit habe ich gemerkt, das mir „mein Autismus“ im Wege
stand. Aber vielleicht sollte ich mal ganz von vorne anfangen…
Mein Mann
ist nun seit 3 Monaten krankgeschrieben. Seine Sehnen in der rechten Schulter
sind gerissen, die Muskulatur ziemlich angenagt. Nach 3 Monaten Schmerzen und
zuhause rumsitzen war nun endlich der ersehnte OP-Termin. Die Ärzte konnten
nichts mehr „flicken“ und mussten ihm eine komplett neue Schultergelenk-Prothese
einsetzen.
Nun ist
diese Klinik nicht bei uns im Ort, sondern ich muss täglich ca. 40 km fahren.
Für mich schon eine Schwierigkeit, wenn es sich um eine unbekannte Strecke
handelt. Zum Glück ist mein ältester Sohn den ersten Tag gefahren und so konnte
ich mir die Strecke in Ruhe anschauen. Danach bot sich ein Arbeitskollege
meines Mannes an, mich in die Klinik zu fahren. Somit konnte ich noch einmal in
Ruhe die Strecke abchecken. Ab Tag drei hab ich es dann selbst gewagt und es
hat super geklappt. Mein Mann war nach der OP in seiner Beweglichkeit noch
stärker eingeschränkt, als vor der Operation. So fuhr ich diese Strecke also
täglich, damit ich ihm bei der täglichen Körperpflege helfen konnte und auch
ansonsten einfach für ihn da war. Denn diese Schultergelenk-Prothese bedeutet
höchstwahrscheinlich eine Berufsunfähigkeit, so die Aussage der Ärzte.
Heute nun
ist mein ältester Sohn mit in die Klinik gekommen, während der Kleine in der
Schule war. Die Strecke kenne ich mittlerweile aus dem ff und so bin ich mit
unserem Auto gefahren (zum Glück).
Irgendwie
lief alles glatt, kaum Verkehr auf der Straße, so dass wir sehr gut
durchgekommen sind, sofort Parkplatz direkt vor der Tür gefunden (die letzten
Tage musste ich immer ca. 15 min. durch die Gegend fahren und suchen) und die
Sonne schien endlich mal seit langer Zeit wieder. Es hätte nicht besser sein
können bis zu diesem Moment…..
Nachdem ich
meinem Mann mit der täglichen Körperpflege geholfen hatte, kam der
Physiotherapeut rein, um ihn zur Therapie abzuholen. In dieser Zeit wollten
mein Sohn und ich in der Cafeteria einen Kaffee trinken gehen. Wir benutzten
den Weg vom Hintereingang der Klinik zur Cafeteria, dort, wo ich auch das Auto
geparkt hatte. Auf Höhe des Autos bleib mein Sohn plötzlich stehen, krümmte
sich. Ich schloss das Auto auf, so dass er sich erst einmal setzen konnte. Hier
verkürze ich das ganze mal. Die Schmerzen wurden schlimmer, ich lief wieder in
die Klinik, um einen Notarzt zu holen. Dort wurde mir gesagt, dass es eine
orthopädische Klinik sei und sie für diese Fälle nicht zuständig sind. Dennoch
kam ein Narkosearzt kurz mit raus, um sich meinen Sohn anzuschauen. Nachdem er
festgestellt hatte, das der Puls normal und der Kreislauf stabil war, bat er
mich in die nahegelegene Klinik zu fahren, da die Ärzte sich dort besser
auskannten. Panik in meinem Körper. Ich soll/muss von meiner gewohnten Strecke
abweichen und eine andere Klinik aufsuchen, die ich nicht kenne – Panik, Panik,
Panik.
Ich weiß
nicht, ob mein Sohn dies spürte und meine starre Haltung bemerkte, aber er
sagte sofort, fahr mich einfach in unsere Klinik, die Strecke kennst du von
hieraus. Ich halte es so lange noch durch.
Ich sofort
ins Auto und ab ging es Richtung Heimat. Ich glaube, ich habe den Fuß gar nicht
mehr vom Gas genommen. Meine Nervosität, die Sorge um meinen Sohn, Angst, jetzt
etwas falsch zu machen – Himmel, warum konnte ich nicht einfach das Navi
anschalten und diese mir unbekannte Klinik aufsuchen, die nur 5 Autominuten
entfernt war. Ich hätte sofort Hilfe vor Ort gehabt. Aber nein…es ging nicht
und hier habe ich mich zum ersten Mal, wirklich zum allerersten Mal geärgert,
das „mein Autismus“ mir dies nicht erlaubt hat.
Ich habe in
Rekordzeit die Notaufnahme unserer ortsansässigen Klinik erreicht und mein Sohn
wurde sofort versorgt, ohne langen Erklärungsbedarf. Nach der Erstversorgung
bin ich schnell in die Schule, um meinen anderen Sohn dort abzufangen und ihn
bei einem Schulfreund unterzubringen, damit ich gleich wieder zurück in die
Notaufnahme konnte. Zwischenzeitlich stand der Befund fest: Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Nun habe
ich zwei meiner liebsten Menschen in zwei verschiedenen Kliniken, aber ich
weiß, dass ich dieses nun auch noch schaukeln werde.
Es nagt
gerade alles an meiner Substanz, aber das schlimmste habe ich überstanden. Nun
ist es wichtig, dass meine beiden Männer wieder schnell Gesund werden und dann
schauen wir nicht mehr zurück. Wir sehen positiv in die Zukunft und ich werde
weiter daran arbeiten, das ich in Notsituationen einfach anders, spontaner und
selbstsicherer handeln muss.
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