Am
21.11.2014 fand in Twistringen eine Fachtagung zum Thema „Autismus im Alltag –
Probleme und Hürden“ statt.
Ich war ebenfalls
vor Ort und muss nun, 3 Tage danach feststellen,
dass der Titel dieser Fachtagung genau mein Inneres getroffen hat.
Dieses Schulwanderprojekt,
organisiert von der SHG Leben mit Autismus Diepholz/Vechta, welches unter dem Motto
„Ich – einfach anders 2014“ gestartet ist, hat das Thema nicht verfehlt, war bestens
organisiert und schreit nach Wiederholung, aber darüber möchte ich nun gar nicht
schreiben. Sondern über das, was mir gerade durch den Kopf geht, obwohl meine Gedanken
schon wieder Karussell spielen. Also zurück zum Thema dieser Fachtagung:
Autismus im
Alltag – dieses kriege ich ziemlich gut geregelt, also meinen Autismus im
Alltag und auch den von meinem Sohn. Es läuft, mal gut, mal weniger gut, aber
es läuft. Probleme und Hürden habe ich immer versucht zu bewältigen und zu
überwinden, immer mit gewissen Zielen vor Augen. Nun ist es gerade anders. Ich
finde nicht in meinen Alltag zurück. Meine Emotionen spielen verrückt. Ich habe
kein komplettes Bild von diesem Tag im Kopf, sondern viele zerstreute
Puzzleteile, die ich nun gerade wieder versuche zu sortieren und wieder Stück
für Stück zusammensetze. Wobei es nicht um die Vorträge geht, diese haben mich stark berührt, zumindest die, welche bei
mir „ankamen“. Es geht einfach um meine Gefühlswelt, um mein Inneres. Ich fange
an zu zittern, sobald ich an diesen Tag denke und ich denke gerade sehr viel an
diesen Tag. Ich bin ohne große Erwartung hingefahren, eher mit einem mulmigen
Gefühl, kannte ich ja nur zwei Menschen persönlich, die ebenfalls dort vor Ort
waren, andere kannte ich aus dem sozialen Netzwerk, aber genau hier begann
meine Nervosität. Wird mich jemand von diesen virtuellen Freunden ansprechen
oder überhaupt beachten? Wie wirke ich auf diese Menschen? Fragen, die meinen Puls
auf der Hinfahrt schon stark anschwellen ließ. Kaum angekommen war alles weg.
Nach und nach trudelten alle ein und ich spürte keine Angst, sondern eine
innige Vertrautheit, Verständnis und vor allem wahre Freundschaft. Nicht einen
Moment ist mir dieser Gedanke gekommen, einsam unter vielen zu sein. Ich
gehörte dazu, ich fühlte mich wohl. Es wurde als selbstverständlich
hingenommen, wenn man während eines Gespräches sich einfach umdrehte und ging,
da man mal wieder etwas „Luft“ benötigte. Auch wenn dieser Tag sehr sehr
anstrengend war und ich froh war, als ich wieder in meiner gewohnten Umgebung
war, so fangen nun meine Gedanken an, alles Revue passieren zu lassen, Dinge zu
tun, zu denen ich an diesem Tage gar nicht in der Lage war bzw. nie auf den
Gedanken gekommen wäre, aber ich habe gerade ein ganz starkes Gefühl, diese
Freunde, die ich dort persönlich kennen lernen durfte, einfach in den Arm zu
nehmen. Gefühle, die ich so gar nicht kenne. Besonders stark kommen diese
Gefühle hoch, wenn ich im sozialen Netzwerk lesen muss, das es den anderen wohl
so ähnlich geht.
Ich werde
wohl noch Tage brauchen, um meinen Alltag wieder zu finden, aber diesmal bin
ich auch gar nicht so böse drum, denn ich habe positive Gedanken an ganz liebe
Freunde und wünsche mir ganz schnell ein Wiedersehen.
Es war ein
unvergesslicher Tag, der mir wieder gezeigt hat, dass wir Autisten sehr Wohl
Gefühle haben und diese auch zeigen können, leider nicht immer sofort an Ort
und Stelle, aber sie sind da und diesmal sogar sehr sehr stark.
Ich danke
Euch für diesen tollen Tag und für die Freundschaft.
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